Mader : Fakten - Fälle - Fotos®
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3.7.2 Beinschmerzen bei Kindern

Zusatzinfo

Drehmann-Zeichen: Das Bein am Fuß und in Höhe des Kniegelenks fassen und langsam beugen; dabei das Bein nicht strikt führen, sondern spielen lassen. Normalerweise geht der Patient zentral mit seinem Knie in Richtung Schulter. Kommt es jedoch bei der Beugung zu einer zunehmenden Außenrotation des Beins im Hüftgelenk oder weicht gar der Patient schmerzbedingt aus, dann muss eine Hüftgelenkserkrankung oder ein M. Perthes bedacht und spezialistisch weiter abgeklärt werden.


Merke
Beim Symptom „Hinken“ ist zu unterscheiden:

  • Schonhinken
  • Verkürzungshinken (Messung der Oberschenkellänge im Liegen)
  • Lähmungshinken (Trendelenburg-Zeichen)
  • Schmerzhinken (z. B. Coxitis fugax, M. Perthes)
  • Psychogenes Hinken

Trendelenburg-Zeichen („Phänomen“):

Die Insuffizienz der Hüftabduktoren führt im Einbeinstand zum Trendelenburg-Zeichen bzw. –Hinken:

Bittet man den Patienten zum Einbeinstand, so sinkt das Becken der Körperschwerkraft folgend auf der gesunden Seite so weit ab, bis passive Spannkräfte die insuffizienten Hüftabduktoren kompensieren.

 

Wachstumsschmerzen

Sog. Wachstumsschmerzen sind in der Regel nicht mit Hinken assoziiert, schreibt der österreichische Kinderorthopäde Dr.med. Matthias Pallamar in der Zeitschrift Der Allgemeinarzt 2016.
http://www.allgemeinarzt-online.de/a/1765640


Alarmsymptome

Manig und Meurer weisen in ihrer Übersichtsarbeit "Das schmerzhafte kindliche Hüftgelenk im Notfalldienst" (2014) auf Alarmsymptome für eine septische Coxitis hin, die von einer Coxitis fugax unterschieden werden muss.
https://www.online-oup.de/article/das-schmerzhafte-kindliche-hueftgelenk-im-notfalldienst/uebersichtsarbeiten/y/m/383


Fallbeispiel

Kasuistik 3.7.2-1: „Der Bub kann plötzlich nicht mehr richtig gehen“

Neben seiner Mutter hinkt … am Vormittag in die Praxis. Der Bub ist munter und macht keinen schwerkranken Eindruck. Die Mutter: „Ich komm jetzt grad aus dem Kindergarten und hab meinen Sohn mitgebracht. Die Erzieherin sagte, dass der Max plötzlich beim Spielen geweint hatte und dann gar nicht mehr richtig gehen wollte, sondern nur noch hinken konnte. Er hat sich nirgendwo verletzt. Und fürs Herumtollen ist er nicht der Typ.“

Der Hausarzt kennt den Kleinen: Vor 2 Wochen erst war er mit seiner Mutter hier wegen Fieber und retronuchaler Lymphknoten. Damalige Klassifikation: Bild einer EBV-Infektion. Jetzt ermuntert der Arzt den Jungen, trotz der Schmerzen ein bisschen durchs Zimmer zu gehen und sich auszuziehen; dabei kann er feststellen, welche Bewegungen der kleine Patient vermeidet. Jetzt Untersuchung auf der Liege: Keine Einschränkung der Beweglichkeit in beiden Kniegelenken. Der Junge kann jedoch sein gebeugtes rechtes Bein im Gegensatz zum linken nicht seitlich auf der Liege ablegen, also nicht abduzieren. Die Vermutung für das Symptom „Coxitis fugax“ liegt nahe. Jetzt Ausschluss eines abwendbar gefährlichen Verlaufs, insbesondere eines M. Perthes durch mögliche Auslösung des Drehmann-Zeichens.

 
Kommentar:

Der Orthopäde PD Dr.med. Holger Mellerowicz befasst sich in der Zeitschrift Der Allgemeinarzt 2014 mit "Beinschmerzen bei Teenies" und dem AGV einer Epiphysiolysis. Ein wichtiges Diagnostikum dabei ist das Drehmann- Zeichen:
http://www.allgemeinarzt-online.de/a/1674964

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