3.5.5 Chronische Rückenschmerzen
Zusatzinfo
Bei chronischen Rückenschmerzen sind Kombinationen häufig: Degenerative Veränderungen der Wirbelsäule mit entzündlichen Anteilen der Wirbelgelenke in Kombination mit muskulären Veränderungen (u. a. Haltungsinsuffizienz bei älteren Menschen) führen zur Aktivierung von Triggerpunkten. Es kommt zur Verhärtung der Rückenspannung und damit zu fortgeleiteten Schmerzen. Zum Teil haben die Patienten bereits eine Operation hinter sich; narbige Veränderungen weisen einen Prolaps auf – und damit zusätzlich oft noch eine neuropathische Komponente.
Risikofaktoren für die Entwicklung chronischer Rückenschmerzen
Biologische Risikofaktoren
- Höheres Alter
- Degenerative Prozesse (Höhenminderung der zwischenwirbelräume, Osteophyten, Sklerosierungen)
Psychische Faktoren („Yellow Flags“)
- Psychosoziale Überforderung bzw. Traumatisierungen
- Defizite im Hinblick auf sog. assertive Kompetenzen (Selbstsicherheit, Selbstbehauptung)
- Emotionale Beeinträchtigungen
- Psychische Komorbidität (Angst- und Persönlichkeitsstörungen, Depression, Somatisierungsstörungen, Suchterkrankung)
- Passive Grundeinstellung
- Inadäquate Vorstellugnen vom Krankheitsmodell
- Operante Faktoren (sog. „Krankheitsgewinnaspekte“)
Berufliche Risikofaktoren
- Schwerarbeit (Tragen und Heben schwerer Lasten)
- Monotone Körperhaltung
- Vibrationsexposition
- Geringe berufliche Qualifikation
- Berufliche Unzufriedenheit
Lebensstil
- Rauchen
- Adipositas
- Geringe körperliche Kondition, mangelnde Bewegung
Iatrogene Risikofaktoren
- Mangelnde Respektierung der multikausalen Genese
- Unzureichende Therapiekontrolle hinsichtlich des Erreichens bzw. Nichterreichens der vereinbarten Ziele und hinsichtlich der Nebenwirkungen, einschl. Anzeichen missbräuchlichen Verhaltens
- Fortgesetzte invasive Behandlung oder Opioidtherapie trotz mangelnden Therapieerfolgs
Bildgebung wann: Röntgen, Myelographie, CT, MRT
Der Neuroradiologe Prof. Dr.med. Bernd Tomandl befasst sich in der Zeitschrift Der Allgemeinarzt (2015) mit der kritischen Indikationsstellung zu bildgebenden Verfahren bei Rückenschmerzen.
http://www.allgemeinarzt-online.de/a/roentgen-ct-mrt-oder-gar-nichts-1731286
Psychosoziale Risikofaktoren
Müssen Patienten mit chronischen Rückenschmerzen vom Arzt immer in die "Psycho-Ecke" gestellt werden? fragen die klinischen Orthopäden Dr.med. Martin Schwarze und Prof.Dr.med. Martin Schiltenwolf in der Zeitschrift Der Allgemeinarzt (2017), ärztliche und physiotherapeutische Unterstützung sollen helfen, die eigenen Ressourcen besser zu nutzen.
https://www.allgemeinarzt-online.de/a/chronische-rueckenschmerzen-ab-in-die-psycho-ecke-1853990