3.1.3 Polymyalgia rheumatica und Temporalarteriitis
Zusatzinfo
Temporalarteriitis (Morbus Horton)
Mit einem einfachen Score lässt sich die Arteriitis temporalis diagnostizieren. Klinik, Entzündungszeichen und Ultraschallbefund gehen in die Beurteilung ein. Auf diese Weise kann auf eine Biopsie verzichtet werden (Ch. Behr 2007).
Tabelle. 7 Kriterien für die Arterienentzündung. 1 Punkt für jedes Zeichen. Bei mind. 3 Punkten (davon mind. 1 Hauptkriterium) liegt eine Arteriitis temporalis vor.
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1. Beidseitige Schulterschmerzen und/oder beidseitige Steifigkeit (alternativ auch Schmerzen in folgenden Regionen: Nacken, Oberarme, Gesäß, Oberschenkel); |
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2. akuter Krankheitsbeginn (innerhalb von 2 Wochen); |
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3. initiale BSG-Beschleunigung von über 40 mm in der ersten Stunde; |
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4. morgendliche Steifigkeit von mehr als einer Stunde; |
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5. Alter über 65 Jahre; |
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6. Depression und/oder Gewichtsverlust; |
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7. beidseitiger Oberarmdruckschmerz. |
Fallbeispiel
Kasuistik 3.1.3-1: „70-jährige Frau, klassische Symptome - aber seronegativ?
Eine Ärztin fragte im DEGAM-Listserver in die Runde: "Zu mir kommt eine (bis vor kurzem sportliche) Frau (70) mit ziehenden Schmerzen im Schultergürtel bds., seit 4 Monaten, Rundreise inzwischen bei vielen Orthopäden. Eigentlich klassische Klinik (Oberarme, Oberschenkel, Morgensteifigkeit, rasche Ermüdbarkeit, subdepressive Stimmungslage). Allerdings Senkung unauffällig (10/ ), CRP 9,4 (<5) restliches Labor ok. Gibts so was wie eine seronegative PMR ?"
Antwort aus der Community: "Habe derzeit genau 3 Patientinnen mit PMR und 1 davon ebenfalls mit normaler BSG und analoger Krankengeschichte zu Ihrer Patientin". Die Ärztin gab sofort 40 mg Prednisolon, worauf es der Patientin sofort "besser" ging (selbstkritisch: "Ist natürlich auch reichlich unspezifisch").
Später der Verlaufsbericht:
"Nach 10tägiger Behandlung und ersten Reduktionen habe ich dann doch mal eine Kontrolle gemacht, obwohl ich mir nicht so viel davon versprochen habe. Aber siehe da: BSG vormals 10, jetzt 2. CRP vormals 9,4 (<5), jetzt 0,8. Also doch nicht seronegativ!"
Kasuistik 3.1.3-2: "83- jähriger Mann mit Kopfschmerzen und Sehstörungen"
Einen tragisch verlaufenen Fall schildern der Allgemeinarzt Michiels- Corsten und der Augenarzt Paul in der ZFA (2017): Trotz 4 Arztkontakten innerhalb von 8 Wochen (darunter auch spezialistische Kontakte) konnten die seit 2 Monaten bestehenden "wechselhaften und frontal betonten Kopfschmerzen sowie die nebenbefundliche - seit Monaten bestehende - Abgeschlagenheit - nicht als red flags im Hinblick auf eine Arteriitis temporalis erkannt werden, bis schließlich noch einseitiges Schleiersehen auftrat. Die Autoren schreiben, dass Kauschmerzen einen wichtigen prädiktiven Faktor darstellen können; sie werden allerdings nur in weniger als 50 % von den Patienten beschrieben.
https://www.online-zfa.de/article/kopfschmerzen-und-sehstoerungen-ein-fallbericht/fallbericht-case-report/y/m/2519