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2.3.4 Keuchhusten

Zusatzinfo

Wissenswertes

In der Schweiz wird die Häufigkeit der Pertussis seit vielen Jahren im Rahmen des Sentinella-Systems erfasst, das eine kostenlose Diagnostik (PCR) zur Durchführung eines Erregernachweises bietet; dabei errechnen sich jährliche Inzidenzen von ca. 60-370 Krankheitsfällen pro 100.000 Einwohner, welche deutlich höher sind als in den übrigen europäischen Ländern (Tozzi et al. 2007). Im Intervall sind die Patienten meist beschwerdefrei. Das typische Bild mit Leukozytose durch Lymphozytose findet sich vor allem bei ungeimpften Säuglingen und Kleinkindern, bei Jugendlichen und Erwachsenen hingegen fehlen meist Entzündungszeichen im Blut. Die Dauer des Stadium convulsivum ist höchst variabel und dauert von wenigen Tagen bis zu mehreren Monaten. Erwachsene, welche Kontakt zu einem Patienten mit Pertussis hatten, können mittels Chemoprophylaxe mit einem Makrolid geschützt werden. Dieses sollte innerhalb der ersten Tage nach Exposition erfolgen, vorzugsweise mit Azithromycin über 5 Tage (500 mg an Tag 1, 250 mg an den Tagen 2-5) (Crameri u. Heininger 2008).


Fallbeispiel

Kasuistik 2.3.4-1: Infektionsquelle: Es war der Opa!

Im Alter von 8 Wochen begann bei der kleinen Lucie ein zunächst leichter Husten, der sich schnell steigerte. Vor allem nachts traten sehr schwere Hustenanfälle auf, das kleine Mädchen bekam ganz schwer Luft und lief dabei blau an. Die Hustenattacken wurden so schwer, dass die Mutter das Baby ins Krankenhaus bringen musste. Dort stellte man fest, dass die Kleine an Keuchhusten litt. Die Mutter konnte sich jedoch nicht erinnern, dass sie Kontakt mit Erkrankten hatte. Die zweijährige Tochter Vivien war gegen Keuchhusten geimpft.

Im Rahmen einer damals laufenden Umfeld-Studie kam zur großen Überraschung heraus: Es war der Opa! Der hatte zwar eine Zeitlang über leichten Husten geklagt, aber niemand kam auf die Idee, dass er Keuchhusten haben könnte, zumal er die Infektion schon als Kind durchgemacht hatte.
(Quelle: ZDF-Mediathek)

Stichwörter

  • Husten und Hustenanfälle bei 8-wöchigem Baby/Keuchhusten
  • Hustender Opa/Keuchhusten
Kommentar:

Primäres Impfziel ist, die Krankheitslast bei Erwachsenen zu senken. Auf diese Weise können auch Säuglinge geschützt werden, die generell ohne Nestschutz geboren werden und deren eigener Impfschutz erst nach der dritten Dosis belastbar ist. Dann sind die Kinder mindestens 4 Monate alt. Gerade in den ersten 6 Lebensmonaten kann eine Pertussis mit gefürchteten Apnoen einhergehen.

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