Mader : Fakten - Fälle - Fotos®
Onlineinhalte zum Buch

Zurück zum Inhaltsverzeichnis

10.2.3 Prostatakarzinom

Zusatzinfo

Risikofaktoren

Für das Prostatakarzinom existieren drei bekannte und unumstrittene Risikofaktoren:

  • Fortgeschrittenes Alter,
  • ethnische Herkunft und
  • genetische Faktoren.

Möglicherweise spielen daneben auch Umweltfaktoren, insbesondere Ernährungsgewohnheiten, eine wichtige Rolle. Ein bestehender Diabetes mellitus führt nicht zu einem erhöhten Risiko für Prostatakarzinom.

(Quellen: Heidenreich et al. 2008; Meyer et al. 2010)

Die vier wichtigsten Empfehlungen der amerikanischen Guidelines zur Lifestyle-Anpassung, die auch für die direkte Empfehlung an gesunde Personen gerichtet sind:

A: Normales Körpergewicht

  • Gesunde Balance zwischen Kalorienzufuhr und körperlicher Aktivität.
  • Vermeidung oder Reduktion von Übergewicht; Halten von Normalgewicht, sobald es erreicht ist.
  • Der gesündeste Weg, Kalorien sofort zu senken: Reduktion der Aufnahme von Zucker, gesättigten Fettsäuren und Alkohol.

Beispiele für zu meidende Lebensmittel: Bestimmte tiefgefrorene (z. B. Pizza) und frittierte Speisen, Kuchen, Zuckerwaren, Eiscreme und Softdrinks.

B: Regelmäßige körperliche Betätigung

  • Täglich mind. 30 min moderate oder intensive Bewegung zusätzlich zu den normalen täglichen Aktivitäten, an mind. 5 Tagen der Woche.

45-60 min sind das ideale Ziel. Beispiele für moderate Bewegung: schnelles Gehen, Tanzen, langsames Radfahren, Golfspielen, Rasenmähen und Gartenarbeit. Intensive Bewegung umfasst Training mehrerer Muskelgruppen mit Erhöhung der Pulsrate und der Atemfrequenz und führt zum Schwitzen (z. B. Joggen und Sprinten, Aerobic, Schwimmen, schnelles Radfahren, schwere Gartenarbeit). Erhöhung der normalen täglichen Aktivität: z. B. Benutzen einer Treppe statt eines Lifts, Gehen und Radfahren anstelle von Autofahren (äquivalenter Effekt zu sportlicher Aktivität).

C. Gesunde Ernährung mit Schwerpunkt auf Früchten und Gemüse

  • Täglich verschiedene Früchte und Gemüse essen.
  • Vollkornprodukte anstatt von raffinierten Produkten essen.
  • Nur kleine Mengen von Fleischerzeugnissen und rotem Fleisch essen.

Eine große Kohortenstudie zeigte eine Korrelation zwischen der Entwicklung von Prostatakrebs und der Zufuhr von gegrillten oder stark gebratenen Fleischprodukten.

D. Reduzierter Alkoholkonsum

  • Als Mann nicht mehr als zwei alkoholische Getränke pro Tag trinken.

Viele Studien kommen jedoch zu dem Schluss, dass die Alkoholzufuhr nur einen marginalen Effekt auf die Entwicklung von Prostatakrebs hat; allerdings besitzt Alkohol aufgrund der erhöhten Kalorienzufuhr einen großen Effekt auf das Körpergewicht.

(Quelle: Kuschi et al. 2006)

Beachte
Einem Drink (12 g Alkohol) entspricht 0,33 l 5%iges Bier; 4 cl 40%iger Schnaps; 0,14 l 12%iger Wein oder Sekt (entspricht etwas weniger als einem „Achterl“); 7 cl 20%iger Likör/Aperitif.


Hormontherapie im Alter

Die Indikation zur Hormontherapie steigt zwar mit dem Alter, aber gänzlich unstrittig ist die Indikation für diese Behandlungsform nur bei Patienten mit symptomatischen Metastasen. Entscheidender als das kalendarische ist das biologische Alter resp. Lebenserwartung (Pfitzenmaier u. Altwein 2009).


PSA-Screening

In der European Randomized Study of Screening for Prostate Cancer/ERSPC (Schröder et al. 2009) konnte die Mortalität des Prostatakarzinoms um 20 % gesenkt werden. Allerdings mussten 1410 Männer PSA-gescreent und 48 Behandlungen durchgeführt werden, um einen einzigen Todesfall zu vermeiden.

 

Faktoren, welche den PSA-Wert erhöhen können

  • Die digital-rektale Untersuchung (DRU) hat einen minimalen Effekt auf den PSA-Spiegel; deshalb kann das PSA auch im Anschluss an eine DRU gemessen werden; eine Ejakulation kann den PSA-Wert für 48 Stunden erhöhen; vor einer Bestimmung des PSA muss der Patient über die Beeinflussung der PSA-Werte durch eine Ejakulation informiert und die Untersuchung zu einem späteren Zeitpunkt nachgeholt werden.
  • Die benigne Prostatahyperplasie kann zu einer Erhöhung der PSA-Werte führen.
  • Längeres Fahrradfahren, aber auch Koloskopie, kann zu einer Erhöhung führen.
  • Nach einer akuten Prostatitis kehrt der Spiegel nach 6-8 Wochen zum Ausgangspunkt zurück.

 

Senkung des PSA

  • 5-α-Reduktasehemmer wie Finasterid und Dutasterid senken nach Etablierung der Therapie durchschnittlich 50 %. Daher gelten bei Patienten unter 5-α-Reduktasehemmer tiefere Grenzwerte in der Diagnostik eines Prostatakarzinoms.

(Quelle: Schweizer Zeitschrift „Prostatakarzinom“ Praxis 2010; Machemer u. Rohde 2008)


Therapie

Profitieren ältere Patienten mit niedriger Lebenserwartung bei gering fortgeschrittenem Prostata-Karzinom von einem frühen Therapiebeginn? fragt der Urologe Prof. Dr.med. Michael Fröhner in der Zeitschrift Der Allgemeinarzt 2017.
http://www.allgemeinarzt-online.de/a/therapie-des-prostatakarzinoms-profitieren-auch-alte-patienten-1822510


Inkontinenz und Impotenz nach Prostataektomie ?

Nach einer radikalen Prostatektomie wegen Prostatakrebs können Störungen von Kontinenz und Potenz auftreten. Allerdings in der Regel nicht für immer. Auch nach einem Jahr, unter Umständen sogar noch später, können sich diese Funktionen wieder vollständig erholen, schreiben die Urologe PD Dr.Dr. Mandel et al. in der Zeitschrift Der Allgemeinarzt (2017) in der Rubrik "Neues aus der spezialistischen Forschung".
https://www.allgemeinarzt-online.de/a/inkontinenz-und-impotenz-nach-prostatektomie-wie-gross-ist-die-gefahr-1852306


Leitlinie

Interdisziplinäre S3-LL "Prostata-Karzinom: Früherkennung, Diagnose und Therapie der verschiedenen Stadien"
http://www.awmf.org/leitlinien/detail/ll/043-022OL.html


Zurück zum Inhaltsverzeichnis

Copyright 2014-2024 • Prof. Dr. med. Frank H. Mader