10.1.4 Blut im Urin (Hämaturie)
Zusatzinfo
Roter Urin
Die Urinprobe ist "knallrot" und "geleeartig", sagt die MFA. Woran sollte der Hausarzt denken? Prof. Dr. med. Reinhold Klein, Facharzt für Allgemeinmedizin, Lehrbeauftragter für Allgemeinmedizin an der TUM und erfolgreicher Autor allgemeinmedizinischer Lehrbücher fasst in der Zeitschrift Der Allgemeinarzt (2017) knapp zusammen, woran anhand entsprechender Symptome zu denken ist.
https://www.allgemeinarzt-online.de/a/fall-roter-gelee-im-urinbecher-1830537
Mikroskopische Analyse des Urinsediments
Ziel: Bestimmung der Erythrozytenzahl und Beurteilung der Morphologie der roten Blutkörperchen mittels Phasenkontrastmikroskopie.
Dazu verwendet man 10 ml des zweiten Morgenurins, zentrifugiert 5 min bei 3000 Umdrehungen/min und zählt dann die Zellen pro Gesichtsfeld aus. (Der sog. zweite Morgenurin ist der Urin der Miktion, der im Lauf des Vormittags nach der Miktion unmittelbar nach dem Aufstehen produziert wird.)
- Akanthozyten: Erythrozyten mit irregulären Ausziehungen (sog. Mickey-Maus-Ohren).
- Zylinderförmige Erythrozytenaggregate (stammen aus dem distalen Tubulus der Nieren).
- Sind Erythrozytenzylinder vorhanden und beträgt der Anteil dysmorpher Erythrozyten > 75 % sowie der Anteil von Akanthozyten > 5 %, so gilt dies als deutlicher Hinweis für eine glomeruläre Ursache der Mikrohämaturie. Bei fehlenden Erythrozytenzylindern, < 25 % dysmorphe Eryhrozyten und < 5 % Akanthozyten ist dagegen von einer extraglomerulären Ursache (z. B. im Bereich der ableitenden Harnwege, der Blase oder Urethra) auszugehen.
(Quelle: Füeßl 2009)
Merke
Bei postrenalen Blutungsquellen behalten die Erythrozyten weitgehend ihre Form (eumorphe Erythrozyten).
Nephrologisch bedingte Ursachen einer Hämaturie:
Wenn im Urinstreifentest gleichzeitig eine Proteinurie erfasst wird; eine quantitative Messung der Eiweißausscheidung im 24-h-Urin von > 1 g/d ist verdächtig, > 3 g/d erhärtend für eine glomeruläre Erkrankung.
(Quelle: Frank 2010)