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7.4.3 Bauchweh bei Kindern

Zusatzinfo

Chronische Bauchschmerzen

Anhaltspunkte für eine funktionelle Ursache chronischer Bauchschmerzen bei Kindern:

  • Anhaltende oder rezidivierende Bauchschmerzen über mind. 2 Monate in Kombination mit einer Unterbrechung der jeweiligen Tätigkeit, jedoch unabhängig von den Mahlzeiten, Defäkation oder Menstruation;
  • Bauchschmerzen wirken nicht erfunden;
  • Einschlafstörungen häufig, Durchschlafstörungen dagegen selten;
  • keine organische Ursache eruierbar.

 

Beachte: Für keinen einzelnen Punkt besteht absolute Verbindlichkeit (Behrens 2009).

Bei chronisch-rezidivierenden Bauchschmerzen besteht die Kunst in der Abgrenzung primär somatischer Krankheitsursachen von vegetativen Störungen, die sich früher oder später mit sekundärer Somatisierung manifestieren können (Kurz 2001).
 

Mit der "vergleichsweise unbeliebten Behandlung von chronischen Bauchschmerzen bei Kindern und Jugendlichen" anhand einer Kasuistik, der Rome-III-Kriterien, der sinnvollen Diagnostik, der wichtigsten AGVs und den Säulen der Therapie befasst sich in der Zeitschrift Der Allgemeinarzt 2016 der Kinderarzt Dr.med. Thomas Berger.
http://www.allgemeinarzt-online.de/a/1782438


Bauchschmerzen und Durchfall bei Kindern

Allgemeinärztin Lisa Degener befaßt sich in der Zeitschrift Der Allgemeinarzzt (2021) 3: 16-18 mit diesem Thema, einschließlich der chronischen Bauchschmerzen bei Kindern und Jugendlichen
https://allgemeinarzt.digital/epaper-data/Der-Allgemeinarzt-2021_3/16/index.html


Fallbeispiel

Kasuistik 7.4.3-1: Immer wieder so Bauchweh

Die Mutter mit ihrem 5-jährigen Kind in der Abendsprechstunde: „Jetzt muss ich mal Sie fragen. Ich war schon beim Kinderarzt. Die Laura hat immer so Bauchweh. Mal mehr, mal wieder weniger. Dann wieder lange Zeit nichts.“
Ärztin: Wie lange geht das schon?
Mutter: „Ach, das geht schon seit 2 Monaten so.“
Ärztin, zum Kind gewandt: Und wo tut Dein Bauch weh, Laura?
Laura: „Da!“ Das Kind zeigt mit der vollen Hand auf die Nabelgegend.

Übung:

Überlegungen und Fragen

  1. Welche weiteren Fragen würden Sie an das Kind bzw. an die Mutter stellen?
  2. Wie beurteilen Sie die Handbewegung des Kindes?
  3. Welche Untersuchungen würden Sie gleich noch in der Abendsprechstunde, welche am nächsten Tag oder etwas später veranlassen?
  4. Bedenken Sie einen möglichen AGV? Wenn ja, welchen?
  5. Welche Empfehlungen würden Sie der Mutter geben?
  6. Welche Maßnahmen würden Sie einleiten (zunächst/später)?
  7. Würden Sie diesen Fall abwartend offen führen? Wenn ja, wie lange?

Kasuistik 7.4.3-2: Im Notfalldienst: "Fieber, Bauchschmerzen und Husten"

18.45 Uhr, eine Frau am Telefon: „Mein 6-jähriger Sohn hat 40,7 Fieber und klagt über Bauchschmerzen. Und so einen starken Husten hat er auch.“
1 ½ Stunden später Ausführung des Hausbesuchs: Sympathische, junge Mutter öffnet. Gepflegte Wohnung. Fernsehapparat läuft, das Kind liegt auf der Couch und sieht fern. Es wirkt munter und macht gleich Späße mit mir.
Ärztin: Krank siehst Du aber nicht aus.
Mutter: „Ich habe ihm vorhin ein Zäpfchen gegeben,  ich war richtig erstaunt, wie rasch das Fieber runter ist. Jetzt hat er nur noch 39,4.“
Gezielte Befragung: Vor 3 Tagen 39,5° Fieber und einmal erbrochen, dann 13 Stunden ausgeschlafen, dann war er wieder topfit. Heute um 13 Uhr wieder Fieber und dann zweimal erbrochen (13 Uhr und 17 Uhr) und „so einen starken Husten“, lauter Schleim erbrochen.
Stuhl? „Heute noch keinen.“
Lunge, Herz, Ohren, Hals, Bauch, Nackenprüfung: Nichts Auffälliges.

Übung:

Überlegungen und Fragen

  1. Welchen Eindruck macht diese Arzt-Patienten-Begegnung auf Sie?
  2. Erste Einschätzung:
    Eher häufig – eher selten?
    Eher somatisch – eher psychisch?
  3. Bedenken Sie einen möglichen AGV?
  4. Wie führen Sie diesen Fall bezüglich abwartenden Offenlassens und geteilter Verantwortung?
  5. Welche Empfehlungen würden Sie der Mutter geben?

Kasuistik 7.4.3-3: Lungenentzündung oder Bauchweh?

Die Mutter über das von ihr begleitete 4-jährige Kind in der Abendsprechstunde (18 Uhr): „Die Kati hält wirklich was aus. Die ganze Nacht hat sie gestern geweint. Vielleicht ist es eine Lungenentzündung? Oder nur bloßes Bauchweh? Ich bin mit den Nerven schon ganz fertig. Aber vielleicht ist es nur Scharlach. Die Zunge ist so komisch rot.“

Übung:

Überlegungen und Fragen

  1. Welchen Eindruck macht dieser Satz auf Sie (2 Stichwörter)?
  2. Beurteilen Sie die Häufigkeit dieses Beratungsproblems.
    (eher häufig? eher weniger häufig?)
  3. Wie schwer ist Ihrer Meinung nach das Beratungsproblem?
    (eher schwer? eher weniger schwer? eher leicht?)
  4. Bedenken Sie einen möglichen AGV?
  5. Wie schätzen Sie die Dringlichkeit Ihres ärztlichen Handelns ein?
    (weniger dringlich? eher dringlich?)

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