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7.2.2 Stuhlprobleme bei Älteren

Zusatzinfo

Hygienemaßnahmen im häuslichen Bereich für Patienten bzw. deren Angehörige

In Ergänzung zu der NICE-Guideline (B 6.2.1) empfiehlt das RKI 2007 weitere Maßnahmen:

  • Beim Reinigen von durch Erbrochenes oder Stuhl kontaminierten Gegenständen und Flächen Gummihandschuhe tragen.
  • Hygieneartikel und Handtücher strikt personenbezogen verwenden.
  • Handtücher sowie Leib- und Bettwäsche bei mind. 60°C waschen.
  • Kontakt nur zu einer einzigen Betreuungsperson halten – auf jeden Fall den Kontakt zu Kleinkindern meiden.
  • Auch 1-2 Wo nach der Infektion noch auf intensive Toiletten- und Händehygiene achten.

 

Norovirus-Erkrankungen (vgl. allgemeine Vorbemerkungen in FFF Kap. 7. 2 und 7. 2. 1) sind die überwiegende Ursache von akuten Gastroenteritis-Ausbrüchen in Gemeinschaftseinrichtungen, Krankenhäusern und Altenheimen sind. Sie können aber auch für sporadische Gastroenteritiden verantwortlich sein. 



Infektionsweg
Die Übertragung erfolgt fäkal-oral (z.B. Handkontakt mit kontaminierten Flächen) oder durch die orale Aufnahme virushaltiger Tröpfchen, die im Rahmen des schwallartigen Erbrechens entstehen. Das erklärt die sehr rasche Infektionsausbreitung innerhalb von Gemeinschaftseinrichtungen. Die direkte Übertragung von Mensch zu Mensch ist in erster Linie die Ursache für die hohe Zahl an Norovirus-Infektionen. Diese können aber auch von kontaminierten Speisen (Salate, Krabben, Muscheln u. a.) oder Getränken (verunreinigtes Wasser) ausgehen. 



Dauer der Ansteckungsfähigkeit

Unter pragmatischen Gesichtspunkten kommt daher im Hinblick auf die Vermeidung der Weiterverbreitung der symptomatischen Phase einschließlich der ersten 48 Stunden nach Sistieren der Symptome (d.h. bis zur sicheren Beendigung von Durchfall oder Erbrechen) die größte Bedeutung zu. Untersuchungen haben allerdings gezeigt, dass das Virus in der Regel noch 7–14 Tage, in Ausnahmefällen aber auch noch über Wochen nach einer akuten Erkrankung über den Stuhl ausgeschieden werden kann. Daher ist auch nach der akuten Phase eine sorgfältige Sanitär- und Händehygiene noch weiter erforderlich. 
https://www.rki.de/DE/Content/Infekt/EpidBull/Merkblaetter/Ratgeber_Noroviren.html


Hinton-Test

Mit dieser einfachen Untersuchung lässt sich feststellen, ob der Stuhl den Dickdarm zeitgerecht passiert oder ob die Verzögerung sich auf den gesamten Kolonrahmen bezieht oder nur auf das Sigma und Rektum beschränkt ist. Für den Test muss der Patient 6 Tage lang jeweils zur gleichen Uhrzeit zwei Gelatinekapseln schlucken. Am siebten Tag Röntgenübersichtsaufnahme des Bauchraums mit Analyse der Anzahl und Verteilung der verbliebenen Marker im Dickdarm.


Unterschiedliche Therapiestrategien bei chronischer Obstipation in Abhängigkeit vom Kolontransit

Liegt eine normale Passagezeit des Dickdarms vor, reicht die therapeutische Palette vom Gelbildner über die Probiotika bis hin zu den osmotischen und stimulierenden Laxantien (Tabelle 1). Bei der sog. Slow-Transit-Obstipation sollten vorwiegend osmotisch und stimulierend wirkende Abführmittel Verwendung finden (Tabelle 2). Bei der anorektalen Obstipation oder der Störung des Beckenbodens finden vorwiegend Gelbildner, aber auch lokale Hilfen Anwendung (Tabelle 3) (Zick 2009).


Tabelle 1. Therapie der chronischen Obstipation bei normalem Kolontransit

Gelbildner

Plantago ovata (Mukofalk)

Probiotika

E. coli Nissle 1917 (Mutaflor)

L. casei Shirota (Yakult)

B. animalis (Activia)

Osmotische Laxantien

Makrogol-Lösungen (Movicol, Laxofalk, Dulcolax balance)

Stimulierende Laxantien

Biscadyl (Dulcolax)

Natriumpicosulfat (Laxoberal)


Tabelle 2. Therapie der chronischen Obstipation bei verzögertem Kolontransit

Osmotische Laxantien

Makrogol-Lösungen (Movicol, Laxofalk, Dulcolax balance)

Stimulierende Laxantien

Biscadyl (Dulcolax)

Natriumpicosulfat (Laxoberal)


Tabelle 3. Therapie der anorektalen chronischen Obstipation

Gelbildner

Plantago ovata (Mukofalk)

Rektale Entleerungshilfen, Klistiere
und Suppositorien

CO2-Laxans (Lecicarbon)


Übersicht. Maßnahmen bei Verstopfung

  • Anregung des gastro- und ileokolischen Reflexes
    -        Reichliches Frühstück mit Kaffee
    -        Ballaststoffreiche Kost (z. B. Vollkorn- oder Leinsamenbrot, ungeschälter Reis, Früchte, wie Äpfel, Zitrusfrüchte,
             Gemüse, wie Karotten, Kohl, Hülsenfrüchte, Salat) (nicht evidenzbasiert)
    -        »Stuhltraining« möglichst täglich zur selben Zeit, am besten nach dem Frühstück mindestens 10 min lang; am
             geeignetsten »Hockstellung« (Beine mit einem Schemel hoch gestellt). Bei Kindern müssen die Füße
             Bodenunterstützung haben!
    -        Vermeidung von »stopfenden« Nahrungsmitteln (z. B. Banane, Kakao, Zartbitterschokolade)
    -        An die Einnahme von bestimmten Medikamenten denken (z. B. Kodein, Morphin, Verapamil, Parkinson-Mittel,
              Eisen- und Kalziumsupplemente, Diuretika, Colestyramin)
  • Mechanische Anregung der Dickdarmperistaltik
    -        Forcierte Bauchatmung, z. B. beim Gehen
    -        Massage des Dickdarms von außen
    -        Ballaststoffe vom Kleie- oder Quellstofftyp (Metamucil, Mucofalk, Macrogol/Movicol) unter Zufuhr von viel Flüssigkeit
              (vermehrte Flüssigkeitszufuhr alleine nicht evidenzbasiert)
  • Abführmittel
    -        Nur in Ausnahmefällen!

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