Mader : Fakten - Fälle - Fotos®
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7.1.1 Kontaktfragen und Standardrepertoire des Arztes

Zusatzinfo

Blutbeimengungen im Erbrochenen

Blut kann auch Folge des Erbrechens sein, z. B. beim Einriss der Kardia des Magens. Typisch für dieses Mallory-Weiss-Syndrom ist das Auftreten von hellrotem Blut beim dritten oder vierten Mal des Erbrechens. Kaffeesatzartiges Blut stammt meist aus einer Blutungsquelle im Magen oder Duodenum; es erhält seine dunkle Färbung durch den Kontakt mit Salzsäure.

Antiemetika

Finden sich bei der Diagnostik keine eindeutigen auslösenden Ursachen, gibt es verschiedene probatorische Therapiemöglichkeiten: Am bekanntesten sind Dopamin-Rezeptor-Antagonisten wie Metoclopramid und Domperidon. Ist ein irritierter Gleichgewichtssinn die Ursache der Übelkeit (z. B. bei Reisekrankheit), so ist dieser Antiemetika-Typ nicht wirksam. Mit parkinsonartigen Nebenwirkungen ist zu rechnen.

Vorbeugend bei Reisekrankheit sind H1-Rezeptor-Antagonisten zu bevorzugen, z. B. Dimenhydrinat oder Diphenhydramin (Vomex®), das auch bei Schwangerschaft einsetzbar ist (häufigste Nebenwirkung: Müdigkeit). Alternativ können bei Neigung zu Kinetosen vor Reiseantritt Antiemetika vom Typ der Muskarin-Rezeptor-Antagonisten gegeben werden, z. B. Scopolamin, das effektiv die Muskarin-Bindungszellen im Brechzentrum sowie in den Hirnarealen für den Gleichgewichtssinn blockiert. Auch Ingwer soll für diese Indikation wirksam sein.

Steroide (z. B. Dexamethason, Methylprednisolon) werden in ihrer antiemetischen Wirksamkeit häufig zu Unrecht unterschätzt.


Fallbeispiel

Kasuistik 7.1.1-1: "Die ganze Nacht erbrochen"

Der Ehemann am Telefon (0.05) zu seinem Hausarzt: „Herr Doktor, meine Frau erbricht die ganze Nacht, sie ist so fertig.“
Arzt: Und sonst? „Ich weiß nicht, sie ist so fertig.“

Der Arzt entschließt sich, zur Patientin zu fahren.
Vor Ort die Patientin: „Einen solchen Schwindel habe ich, ich kann mich gar nicht aufsetzen, dann dreht sich alles und haut mich um.“
Arzt: Und sonst?
Mann: „Die ganze Nacht hat sie erbrochen, soviel, das hab ich in meinem Leben noch nicht gesehen. Sie erbricht so schwer.“
Arzt: Und sonst noch was? Durchfall?
Frau: „Und wie. Ich hab’s aufgegeben zu rennen, weil ich mich nicht auf den Füßen halten kann. Ich hab ein paar Mal ins Bett gemacht.“

Beobachtungen und Untersuchungsergebnisse:
Schwerkrank? Nein. RR 140/100. Puls 110.
Beiläufig sagt die Patientin: „Meine Blutdrucktablette gestern Abend hab ich auch schon erbrochen, da wird wohl was nicht stimmen.“
Abdomen weich, lebhafte Darmgeräusche.

Übung:

Überlegungen und Fragen

  1. Wie beurteilen Sie die Entscheidung des Arztes zum nächtlichen Hausbesuch?
  2. Welche möglichen AGVs bedenken Sie?
  3. Wie lange können Sie diesen Fall abwartend offen führen?
  4. Wie teilen Sie die Verantwortung mit der Patientin bzw. ihrem Mann?
  5. Zu welchen Verhaltensmaßnahmen raten Sie?

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